Ferrari F80

Sechs Richtige

Ferrari hat sein neues Supercar vorgestellt: Den Antrieb übernehmen ein V6-Biturbo und vier E-Motoren, die Sitzkonfiguration nennt sich 1+, der Name ist F80 – es fehlt nicht an Überraschungen.

Text: Roland Löwisch   |   Fotos: zvg

Ein neuer Ferrari ist stets ein Grund zum Feiern, aber ein neues Supercar von Ferrari ganz besonders – denn damit beglücken die Italiener die Autofans nur etwa alle zehn Jahre. Nach 288 GTO, F40, F50, Enzo und La Ferrari war es jetzt wieder so weit: Es lebe der F80. Wobei nicht nur der Name einer Erklärung bedarf.

Natürlich soll der F80 in Tradition zu F40 und F50 stehen, wobei die Letztgenannten jeweils zum 40. und 50. Firmenjubiläum erschienen. Der 80. Geburtstag liegt aber erst in drei Jahren an – weshalb Ferrari erklärt: Die Bezeichnung verweist auf das letzte zu bauende Exemplar von genau 799 Stück im Jahr 2027, also dem 80. Geburtstag. Aber auch sonst birgt das Supercar verschiedene Überraschungen. Zum Beispiel die Sitzkonfiguration, die Ferrari «1+» nennt und die wir mit «eineinhalb» übersetzen. Denn die Verantwortlichen konnten sich nicht einigen, ob es ein Einsitzer oder ein Zweisitzer werden sollte. Und so steht nun dem Fahrer eine perfekte Sitzschale zur Verfügung, in der er halbwegs liegt – der Beifahrer muss sich mit weniger Platz begnügen und hockt auf nicht verstellbaren, direkt aufs Carbonmonocoque aufgebrachten Polstern. Auch in Sachen Antrieb geht Ferrari ungewöhnliche Wege. Nicht ein V12 oder ein V8 arbeitet als Herz, sondern ein V6-Biturbo, der von einem 800-Volt-Hybridsystem mit vier Elektromotoren (zwei E-Motoren sitzen zwischen Turbine und Verdichter eines jeden Turboladers und versorgen die Hinterachse mit Power, zwei weitere E-Motoren treiben die Vorderräder an) unterstützt wird.

Das Team sorgt für insgesamt 1200 PS und 1092 Nm maximales Drehmoment und macht den neuen Supersportler damit zum schnellsten Strassenferrari aller Zeiten. Wer Platz hinter dem Steuer nehmen will, klappt die Tür gleichzeitig nach vorne und oben, die auf diese Weise ein Teil des Dachs mitnimmt. Beim ovalen Lenkrad vor sich bemerkt man schnell, wie eng es innen zugeht – die Türen sind breit und Teil des Aerodynamikkonzepts, der Beifahrer hockt auf Tuchfühlung. Ausserdem ist das Supercar nur 1138 Millimeter hoch – allerdings soll es noch reichen für Helme auf Köpfen von selbst grossgewachsenen Fahrern und 35 Liter Gepäckraum hinter den Ohren. Die Vmax wird mit 350 km/h angegeben. Der Sprint auf 100 km/h soll dank Allradantrieb in 2,15 Sekunden erfolgen, von 0 auf 200 km/h soll man in 5,75 Sekunden sein. Die Carbon-Keramikbremsanlage sorgt für ebenso gute Werte in Sachen Verzögerung des leer 1552 Kilo schweren Hybriden: Ferrari hat von 100 km/h auf null 28 Meter gemessen. Die Runde auf der hauseigenen Teststrecke Fiorano wird mit 1:15,3 Minuten angegeben – Bestwert für einen Strassenferrari. Das liegt auch am Aerodynamikkonzept: Der Unterboden ist nicht plan, denn dort wird Luft gezielt geführt, so dass bei 250 km/h insgesamt 1050 Kilo Abtrieb generiert wird. Dabei hilft auch ein grosser Heckflügel, der sich je nach Fahrsituation nach oben und/oder nach hinten bewegt. So viel Einzigartigkeit lässt sich Ferrari fürstlich belohnen: Jedes Exemplar dieses Supercars kostet etwa 3,6 Millionen Franken.

Technische Daten Ferrari F80

Motor: V6-Biturbo, vier E-Motoren
Hubraum: 2992 ccm
Leistung: 900 PS bei 8750 U/min
E-Motoren hinten: je 81 bis 95 PS, 45 Nm
E-Motoren vorne: je 142 PS, je 121 Nm
Systemleistung: 1200 PS
Systemdrehmoment: 1092 Nm
Hochvoltbatterie: 860 Volt, 242 kWh
Getriebe: Achtgang-Doppelkupplung
Antrieb: Allrad
Gewicht: 1525 kg
Sprint 0–100 km/h: 2,15 Sek.
Vmax: 350 km/h
Preis: CHF 3,6 Mio. brutto