Mitte Oktober letzten Jahres liess die Edelschmiede Wally ihr erstes reines Rennboot zu Wasser, die 15,5 Meter lange wallyrocket51, und sofort war das Boot in der Regattaszene in aller Munde. Die Hightech-Yacht ist optimiert für One-Design-Rennen mit einem Eigner-Fahrer am Steuer, aber auch nach IRC/ORC-Regeln soll die 51 Fuss-Rakete wettbewerbsfähig sein. In puncto Bootsbaumaterialien, Ausstattung und Design ist derzeit kaum mehr möglich. Nur eines hat die neue wallyrocket51 nicht: ein gemütliches Interieur.
Text: Matt. Müncheberg | Fotos: Wally / C. Borlenghi
Seit mehr als drei Jahrzehnten ist Wally – eine Marke der Ferretti Group – auf besondere Yachten spezialisiert. Die markanten Bauten standen von Anfang an – bis heute – für Leistung, Komfort und Stil. 2023 kündigte das Unternehmen die Geburtsstunde eines ungewöhnlichen Projekts an: Wally-Gründer und Chefdesigner Luca Bassani wollte ein schnelles 50-Fuss-Rennboot entwickeln, das als Einheitsklasse für Owner-Driver wettbewerbsfähig sein und darüber hinaus auch als Racer nach IRC und ORC punkten können sollte. Diese Vision ist seit Mitte Oktober letzten Jahres Realität und die wallyrocket51 hat seitdem bei mehreren Seeregatten ihr hohes Geschwindigkeitspotenzial eindrucksvoll unter Beweis stellen können. «Als ich Wally gründete, wollte ich Segelboote bauen, die sowohl komfortabel und einfach zum Cruisen als auch sehr schnell bei Regatten sind», sagte Bassani bei der Vorstellung des Boots. In den letzten 30 Jahren habe er dieses Ziel erreicht – aber aktuell verändere sich der Markt und spalte sich auf: in Eigner, die cruisen auf der einen, und solchen, die Regatten fahren und dabei professioneller agieren wollten, auf der anderen Seite. Aus diesem Grund habe er sich für ein Onedesign-Boot entschieden und dafür gebe es schliesslich «keine bessere Grösse als etwa 50 Fuss», weshalb die wallyrocket51 dann auch 15,5 Meter (eben 51 Fuss) lang geworden sei. «Wir glauben, dass die Onedesign-Idee für viele Eigner sehr attraktiv sein wird, da das Boot nicht nur blitzschnell ist, sondern auch eine deutlich längere Lebensdauer hat», verspricht Bassani: Die Eigner könnten sicher sein, dass es «nicht jedes Jahr ein neues, schnelleres Boot» geben werde. Ein 15,5 Meter langes Boot zu entwickeln, das zwar schnell, aber dennoch für einen Owner-Driver gut zu handeln sei und sich dennoch – zumindest auch – für Tagestouren mit kleiner Besatzung eignen können sollte, sei eine Herausforderung gewesen, heisst es aus der Werft. Aus diesem Grund wandte sich Wally an die Regatta-Experten von Botin Partners, um die Schiffsarchitektur zu entwickeln. Trotz Botins Erfahrung in der Entwicklung der schnellsten TP52 und anderer 50-Fuss-Rennboote trieb das Wally-Team die Naval Architects zu weiteren Innovationen an. Botin reagierte darauf mit einer Yacht, die lediglich 6250 kg verdrängt und darüber hinaus über ein hochmodernes Wasserballast-System mit 640 Litern pro Seite in den Vorder- und Achtertanks verfügt.
Adolfo Carrau, Partner und Designer bei Botin Partners, sagte, dass die wallyrocket51 von Grund auf als neue Einheitsklasse entwickelt worden sei, die sowohl für IRC als auch für ORC optimiert worden sei. Dank der umfassenden Erfahrung im 50-Fuss-Segment arbeitete das Team eng mit Wally zusammen, um Spitzenleistung, Kosteneffizienz und Produktionstauglichkeit sicherzustellen. Die Zusammenarbeit prägte schliesslich auch das Deckslayout und die integrierten Funktionen. Eine wichtige Innovation ist die extrem geringe Verdrängung der Yacht, die die Geschwindigkeit vor dem Wind erhöht und zu einer völligen Überarbeitung von Segelplan, Rumpfform und Kieldesign geführt hat. Während die Arbeit von Botin Partners die Leistung und Renntauglichkeit der wallyrocket51 gewährleisten sollte, wollte das Wally-Team dennoch sicherstellen, dass das Design Elemente enthält, die das Modell unverwechselbar machen. Dies war unter anderem Aufgabe des Designstudios Santa Maria Magnolfi, das mit Botin und Wally zusammenarbeitete, um bestimmte stilprägende Elemente zu integrieren, ohne dabei jedoch die Renntauglichkeit zu beeinträchtigen. Schlüsselelemente wie die umgekehrte Deckslinie, das von Wallys charakteristischen Lufteinlässen inspirierte Heckdesign und eine sportlichere Interpretation des Lenkrads, das bei grösseren Modellen wie der wallywind110 verwendet wird, sollen diese Familienzugehörigkeit unterstreichen. Der Bau eines so extremen und leichten Rennboots wie der wallyrocket51 erfordert absolute Präzision mit extrem engen Konstruktionstoleranzen. Deshalb beauftragte Wally Pure Design & Engineering mit der Projektleitung und der Gewährleistung höchster technischer Standards. Der Rumpf wurde in einer auf Rennyachten spezialisierten Werft aus Prepreg-Carbon mit Corecell- und Nomex-Kernen gebaut – fortschrittliche Materialien, die sowohl Leichtigkeit als auch Festigkeit garantieren.
Länge über alles: 15,5 m
LWL: 15,0 m
Breite max.: 4,3 m
Tiefgang (leer): 3,5 m
Leergewicht: 6250 kg
Wasserballast: 640 l/Seite
Crewgewicht max.: 935 kg (11 Crew)
Motor: Yanmar 3JH40, 40 PS (29,4 kW)
Segelfläche:
am Wind 160 m², vor dem Wind 360 m²
Gross: 94 m²
Fock: 66 m²
Gennaker: 265 m²
Mit einem 94 Quadratmeter grossen Square-Top-Grosssegel, das von einem Southern Spars Rigg getragen wird, einer 160 Quadratmetern Am-Wind-Segelfläche und einem 265 Quadratmeter grossen Gennaker ist die wallyrocket51 konsequent auf Geschwindigkeit ausgelegt. Unter der Leitung des 28-fachen Segelweltmeisters Vasco Vascotto und des argentinischen Meisters Guillermo Parada, die beide seit der Gründung der wallyrocket51 beratend zur Entwicklung beigetragen haben, hat das Segelteam die Fähigkeiten der Yacht ausgiebig getestet. «Wir wollten ein Boot bauen, das Eigner und Segler glücklich macht und all ihre Wünsche erfüllt – eine Yacht, die ihren Wert behält, so stilvoll ist wie eine Wally, schneller ist als alles andere auf dem Markt und dennoch ein überschaubares Budget hat», sagte Vascotto. Jeder Tag, an dem er das Boot unter unterschiedlichen Bedingungen gesegelt habe, habe bestätigt, dass das Team mit dem Projekt alles richtig gemacht habe. «Als Crew und von Natur aus lieben wir Herausforderungen und die vielleicht schwierigste und wichtigste ist der Admiral’s Cup und das Fastnet Race. Obwohl die wallyrocket51 als Einheitsklasse konzipiert wurde, wollten wir schon immer beweisen, dass sie überall mithalten kann – bei ORC-, IRC- und Langstreckenrennen», sagte Vascotto. Sie sei zwar nicht speziell für diese Events gebaut worden, aber «wir werden alles tun, um zu beweisen, dass sie auch dort konkurrenzfähig ist.» Parada und Vascotto bildeten mit ihrer langjährigen Erfahrung eine wichtige Basis für das wallyrocket51-Projekt. Einst Rivalen auf J24-Yachten, segeln sie nun seit 15 Jahren gemeinsam auf der TP52-Rennstrecke sowie auf Maxis. «Als Wally mich wegen dieses Projekts ansprach, sagte ich, ich würde nur mitmachen, wenn auch Vasco dabei sei», sagt Parada. «Wir pflegen ausserdem eine lange, offene Beziehung zu Botin und dem Designteam, was die Zusammenarbeit reibungslos und ehrlich macht – entscheidend, wenn es darum geht, das Boot schneller und besser zu machen.» Die wallyrocket51 hatte ihr mit Spannung erwartetes Renndebüt bei der ORC Central and Southern Tyrrhenian National Championship im Mai 2025 gefeiert. Dieses Debüt hätte nicht spektakulärer ausfallen können: Die Renn-Rakete dominierte die Regatten mit drei Siegen in vier Rennen und belegte den ersten Platz in der Gesamtwertung. Ein herausragendes Ergebnis, das die aussergewöhnliche Geschwindigkeit, Effizienz und Renntauglichkeit dieses neuen Hochleistungsboots von Wally wohl nicht besser hätte unterstreichen können. Nicht kleckern, sondern klotzen, scheint das Motto derzeit bei Wally zu lauten: Anlässlich der Loro Piana Giraglia 2025 präsentiert Wally nach der wallyrocket51 gleich auch die neue wallyrocket71. Das Boot, entworfen von Studio Botin Partners und gebaut von King Marine, ist das Ergebnis einer Zusammenarbeit mit dem Wally-Team und dem Eigner Giovanni Lombardi Stronati. Ziel des Projekts sei die «Entwicklung einer hochmodernen Maxi-Yacht, die die Grenzen von Leistung und Innovation auf der Rennstrecke neu definiert», heisst es aus der Werft; man habe einfach die «erfolgreichste Maxi der Welt» bauen wollen.
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www.wally.com