Es ist wohl das erste ernstzunehmende eSportboot, das über eine vernünftige Elektro-Architektur verfügt, gut im Wasser liegt und bei dem die Batterie mit genügend Kapazität ausgestattet ist. Abgesehen davon fährt die Frauscher × Porsche Fantom Air 850 bis zu 85 km/h schnell und bereitet sehr, sehr viel Spass.
Text: Matej Mikusik | Fotos: Porsche/Frauscher, Einstiegssbild: Alexander Scheuber
Porsche-Fahrer sind viel Luxus gewohnt und müssen auch nicht auf die bekannten Fahrmodi verzichten. Zur Auswahl stehen: Docking, Range, Sport und Sport Plus. Die Modi verändern die Gasannahme und die Geschwindigkeitsbegrenzungen. So ist beispielsweise im Docking-Modus für die Hafenfahrt das Tempo auf acht Knoten (etwa 15 km/h) limitiert – was sehr praktisch ist, da man nicht ständig den Drehzahlenmesser oder die Geschwindigkeit gegenchecken muss.
Der Cruising Speed liegt bei 41 km/h (22 kn) – bei dieser Geschwindigkeit kann man mit einer Batterie-Ladung rund eine Stunde lang cruisen. Entsprechend kürzer ist die Reichweite unter Vollstrom im Sport Plus-Modus mit 85 km/h (rund 46 kn). Aber: Man fährt normalerweise von Tuckern bis Cruisen und mal kurz Vollgas immer einen Mix. Das ergibt eine realistische Fahrzeit von zwei bis drei Stunden – je nach Fun, Wind und Welle.
Den Komfort an Bord für maximal neun Passagiere runden eine Badeplattform, ein Kühlschrank für den Champagner, eine elektrisch regulierte Ankerkette, ein Bow-Thruster (Bugstrahlruder) fürs einfachere An- und Ablegen und eine sehr gute Soundanlage ab. Zwei klappbare Biminis, die an sonnigen Tagen Schatten spenden, gibt es auch. Nicht zu vergessen: das Ambiente-Licht und die Unterwasserbeleuchtung.
Dank der 800-Volt-Technik von Porsche kann die eFantom an DC-Schnellladestationen mit über 250 kW Gleichstrom aufgeladen werden. Unter Idealbedingungen heisst das: unter 30 Minuten von zehn bis 80 Prozent Kapazität. Das reicht also locker für die Apéritivo-Pause. AC-Laden mit Wechselstrom an Haushalts- und Starkstrom-Anschlüssen ist auch möglich – und wird nach Einschätzung der Porsche und Frauscher-Experten der häufigste Use Case sein, weil die Infrastruktur in den allermeisten Häfen verfügbar ist. Serienmässig an Bord: ein 11-kW-AC-Lader.
Ab voraussichtlich 2024 lässt sich mit der Frauscher x Porsche Elektro-Yacht nahezu lautlos durch Häfen und Buchten gleiten. Geplant ist zunächst eine exklusive First Edition von 25 Exemplaren, die über Frauscher vorbestellt werden kann. Der Preis: 561 700 Euro, netto.
Als Engelbert Frauscher im Jahr 1927 eine Bootbauerei in Wien gründete, hätte er wohl nicht zu träumen gewagt, dass der Name Frauscher mehr als 95 Jahre später Massstäbe im Premium-Bootbau setzt — mit Boote für bis zu 1,5 Millionen Euro und 14 Metern Länge. Das Unternehmen, früher bekannt für Segel- und Elektro-Mietboote, beeindruckt durch innovative Ideen und präzise Handwerkskunst. 2012 zog die Familien-Firma, Stefan Frauscher ist verantwortlich für Marketing & Sales, sein Bruder Michael leitet die Produktion, in eine neue Werft in Ohlsdorf in Oberösterreich. Zudem gibt es Vertriebsstandorte auf -Mallorca, an der Côte d’Azur und in Miami.
Porsche nutzt für den Technologietransfer auf die Fantom, es gibt sie auch mit Verbrennermotor, die stärkste Variante des vollelektrischen Macan mit einer permanenterregten Synchron-Elektromaschine (PSM) der neuesten Generation. Bei der Yacht ist die Systemleistung auf 400 kW (544 PS) gedrosselt. Eine Welle überträgt die Kraft von der E-Maschine an den Z-Antrieb. Der Elektromotor sitzt im hinteren Teil des Boots, die Steuergeräte sind wassergeschützt in einer Box mit Porsche-Schriftzug untergebracht. Unter der Liegefläche befindet sich die gleichfalls vom Macan übernommene Lithium–Ionen-Batterie mit rund 100 kWh.
Bei ihrer Aufhängung im Tragrahmen setzen die Fachleute von Porsche und Frauscher auf Drahtseildämpfer – diese werden etwa auch in Panzern verwendet. Solche Dämpfer absorbieren Stösse bei schneller Fahrt und Wellengang besonders gut.