Entstehung, Abbau und Handel von Diamanten

Diamanten haben die Menschheit seit Jahrhunderten in ihren Bann gezogen. Ihre einzigartige Brillanz, aussergewöhnliche Härte und ihr symbolischer Wert machen sie zu den begehrtesten Edelsteinen der Welt. Doch was genau macht Diamanten so faszinierend, wie entstehen sie und welche wirtschaftlichen sowie ethischen Aspekte sind mit ihrem Handel verbunden?

Text: beat frei   |   Titelbild: Dusan/Adobe Stock

Der erste dokumentierte Diamantenfund geht auf Indien zurück, wo Diamanten bereits vor mehr als 2500 Jahren entdeckt wurden. Es gibt keine einzelne Person, die als Entdecker des ersten Diamanten gilt. Die ersten Diamanten wurden in Flussbetten wie denen des Krishna-Flusses gefunden. Indien war bis zum 18. Jahrhundert die Hauptquelle für Diamanten, insbesondere aus der Region Golconda, die für ihre aussergewöhnlich reinen Steine bekannt war. Berühmte Diamanten wie der Koh-i-Noor und der Hope-Diamant stammen aus dieser Region. Die ersten Diamantenminen entstanden später in Brasilien (18. Jahrhundert) und Südafrika (19. Jahrhundert). Der südafrikanische Kimberley-Fund von 1866 (der «Eu-reka»-Diamant) durch einen Jungen namens Erasmus Jacobs am Ufer des Orange River gilt als wichtiger Wendepunkt in der Diamantenindustrie. Denn ab den frühen 1870er-Jahren kam es aufgrund dessen zum Diamantenrausch in Kimberley, wo riesige Lagerstätten entdeckt wurden, darunter die berühmte Big Hole-Mine. Das war das erste Mal, dass Diamanten im ganz grossen Stil industriell abgebaut wurden.

Russland: der stille Marktführer

Kaum bekannt, aber wirtschaftlich führend: Russland ist der weltweit grösste Produzent von Diamanten – insbesondere in der abgelegenen Republik Sacha im hohen Norden. Trotz extremer klimatischer Bedingungen lohnt sich der Abbau: Das dortige Erz enthält überdurchschnittlich viele Diamanten bei vergleichbarer Qualität zu anderen Förder­regionen. Ein einziger Konzern dominiert das Geschäft: ALROSA. Laut Daten des Kimberley-Prozesses von 2013 stam­men rund 95 Prozent der russischen Rohdiamanten von diesem Unternehmen, das mehrheitlich dem Staat gehört. 2012 produzierte ALROSA etwa 27 Prozent der weltweiten Diamanten – eine Zahl, die seither immer wieder zitiert wird. Russland – ein Gigant unter den Glitzernationen. Und doch bleibt sein Ruf im Diamantenhandel erstaunlich leise.

Der Tagebau der Udachnaja-Diamantenmine in Russland. 1955 entdeckt, seit 1971 unter schwierigsten Bedingungen im Einsatz. Es ist derzeit eine der tiefsten Tagebaugruben der Welt, mit bis zu mehr als 600 Metern Tiefe. Foto: Stapanov Alexander | Wikipedia

Die Entstehung von Diamanten: ein Prozess von Jahrmillionen

Diamanten sind mehr als nur Schmuck – sie sind Zeugen der Erdgeschichte. Die meisten natürlichen Diamanten entstanden vor über einer Milliarde Jahren in Tiefen von mehr als 150 Kilometern unter der Erdoberfläche. Dort herrschen Temperaturen von etwa 1200 bis 1400 Grad Celsius und ein gewaltiger Druck, unter dem sich Kohlenstoff in die einzigartige Kristallstruktur des Diamanten verwandelt.

Durch vulkanische Aktivitäten wurden diese wertvollen Steine an die Oberfläche befördert, eingebettet in eine seltene Gesteinsart namens Kimberlit. Die ältesten be­kannten Diamanten sind über drei Milliarden Jahre alt, was sie zu den ältesten natürlichen Substanzen auf der Erde macht.

Gewinnung und Abbau: Der lange Weg eines Diamanten

Der Abbau von Diamanten erfolgt in Minen auf verschiedenen Kontinenten. Besonders bedeutende Vorkommen befinden sich in Russland, Botswana, Kanada, Südafrika und Australien. Es gibt verschiedene Methoden der Gewinnung:

Tagebau: 
Grosse Mengen Erdreich werden abgetragen, um an die Diamantvorkommen zu gelangen.

Untertagebau: 
Tief in den Fels gebohrte Schächte ermöglichen den Abbau unter der Erdoberfläche.

Alluvialabbau: 
In Flussbetten und an Küsten werden Diamanten aus Sedimenten herausgewaschen.

Marine Mining: 
Diamanten, die im Meeresboden lagern, werden mit speziellen Pumpen und Geräten gefördert.

Foto: olivier | Adobe Stock

Verarbeitung

Die Verarbeitung von Rohdiamanten zu Schmucksteinen ist ein hochkomplexer Prozess, der mehrere entscheidende Schritte umfasst:

Sortierung und Bewertung

Nach dem Abbau werden die Rohdiamanten nach Grösse, Qualität und Farbe klassifiziert. Experten bestimmen, welche Steine für Schmuck geeignet sind und welche für industrielle Zwecke verwendet werden.

Planung des Schliffs

Jeder Rohdiamant wird analysiert, um den optimalen Schliff zu bestimmen. Computergestützte Verfahren wie Laserscanning helfen dabei, Verluste zu minimieren und den Wert zu maximieren.

Spalten oder Sägen

Der Rohdiamant wird mit einer Diamantsäge oder einem Laser in kleinere Stücke geschnitten. Dies ist ein kritischer Schritt, da Fehler zu erheblichem Materialverlust führen können.

Vorschliff (Bruting)

Der Diamant wird in eine runde Grundform gebracht, indem zwei Diamanten gegeneinander gerieben oder mit einem Laser bearbeitet werden.

Facettieren und Feinschliff

Der Diamant erhält seine endgültige Form, indem Facetten mit hoher Präzision geschliffen und poliert werden. Dieser Prozess bestimmt das Funkeln und die Brillanz des Diamanten.

Endpolitur und Qualitätskontrolle

Der Stein wird poliert, um maximale Lichtreflexion zu erzielen. Anschliessend erfolgt eine Qualitätskontrolle, bei der Experten die Reinheit, Farbe, den Schliff und das Gesamtbild bewerten.

Zertifizierung und Weiterverarbeitung zu Schmuck

Hochwertige Diamanten werden von unabhängigen Instituten (z. B. GIA, IGI) zertifiziert. Danach werden sie in Schmuckstücke eingefasst und verkauft.

«Jeder dieser Schritte erfordert spezielles Fachwissen, modernste Technologie und höchste Präzision, um den Rohdiamanten in ein wertvolles Schmuckstück zu verwandeln.»

Fotos: DiamondGalaxy | Adobe Stock

Schleifkunst: vom Rohdiamanten zum funkelnden Meisterwerk

Ein Rohdiamant offenbart seine wahre Schönheit erst durch den Schleifprozess. Das Schleifen und Polieren ist eine hohe Kunst, die Präzision und Fachwissen erfordert. Die bekanntesten Schleifzentren befinden sich in Antwerpen, Mumbai,  Tel Aviv und New York. Ein gut geschliffener Diamant reflektiert das Licht auf einzigartige Weise und steigert seinen Wert enorm. Die wichtigsten Kriterien zur Bewertung sind die sogenannten 4 C:

Carat (Karatgewicht) Cut (Schliffqualität) Clarity (Reinheit)

Je besser diese Eigenschaften sind, desto wertvoller ist der Diamant.

Die Faszination der Diamanten: Symbolik und Begehrlichkeit

Diamanten stehen seit Jahrhunderten für Macht, Reichtum und Unvergänglichkeit. Bereits in der Antike schmückten sich Könige und Adelige mit Diamanten, die als Zeichen für Göttlichkeit und Unbesiegbarkeit galten. 

Besonders durch die geschickte Vermarktung im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Diamant zum Symbol der Liebe und Beständigkeit – massgeblich beeinflusst durch die Werbekampagne «a diamond is forever» aus den 1940-er Jahren von der Firma De Beers. De Beers ist der grösste Diamantenproduzent und -händler der Welt.

Heute ist der Diamant weit mehr als ein Schmuckstück. Seine einzigartigen physikalischen Eigenschaften machen ihn unersetzlich für industrielle Anwendungen, beispielsweise in der Medizintechnik, Elektronik und für Hochpräzisionswerkzeuge.

Der Diamantenhandel: ein Milliardenmarkt mit Schattenseiten

Der weltweite Diamantenhandel ist ein gigantischer Wirtschaftszweig, der stark von wenigen Unternehmen dominiert wird. Insbesondere das Unternehmen De Beers hatte jahrzehntelang nahezu eine Monopolstellung im Markt. 
Das Mekka für den Handel und das Schleifen befand sich im belgischen Antwerpen und lag fest in jüdischer Hand. Heute ist der Handel stärker diversifiziert. Seit Anfang der 2000er-Jahre wanderte dieser Bereich nach Indien ab. Auch Russland wurde durch die Sanktionen seit dem Ukraine-Konflikt bezüglich des Diamantenhandels stark abgestraft und wird diese Vormachtstellung an den arabischen Raum – vor allem an Dubai – verlieren. Ein grosses Problem im 
Diamantenhandel ist die Herkunft der Steine. In vielen afrikanischen Ländern wurden Diamanten zur Finanzierung bewaffneter Konflikte verwendet – die sogenannten «Blutdiamanten». Um den Handel mit solchen Steinen ein­zudämmen, wurde 2003 das Kimberley-Prozess-Zertifikationssystem (siehe Box) eingeführt. Dieses internationale Abkommen soll sicherstellen, dass Diamanten aus legitimen Quellen stammen.

Kultivierte Diamanten: eine nachhaltige Alternative?

Während natürliche Diamanten unter extremem Druck in der Erdkruste entstehen, gibt es mittlerweile Verfahren, um Diamanten in Laboren wachsen zu lassen. Diese Diamanten, die unter denselben physikalischen Bedingungen hergestellt werden, sind chemisch und optisch identisch mit ihren natürlichen Pendants. 
Moderne Verfahren wie die Hochdruck-Hochtemperatur-Methode (HPHT) oder die chemische Gasphasenabscheidung (CVD) ermöglichen eine effiziente Produktion. 
Die Vorteile dieser kultivierten Diamanten liegen auf der Hand: Sie sind nachhaltiger als natürliche Steine und ethisch unbedenklich. Besonders in der Schmuckindustrie gewinnen sie zunehmend an Bedeutung, da sie dem steigenden Bedarf gerecht werden, ohne neue Minen zu erschliessen.

Erinnerungs-Diamanten: ein wachsender Trend

Diamanten, welche aus einer geringen Menge Asche von verstorbenen Menschen und auch von verstorbenen Haustieren erstellt werden, liegen im Trend. Ein emotionales Erinnerungsstück in edelster Form und für die Ewigkeit, welches man immer auf sich tragen kann. 

Ebenso besteht die Möglichkeit, Haare von geliebten Menschen und tierischen Begleitern hierfür zu verwenden. Daraus wird in einem chemischen Prozess der benötigte Kohlenstoff gewonnen und man lässt einen Erinnerungs-Diamanten wachsen. 

Die Algordanza aus Domat Ems bietet seit mehr als 20 Jahren Erinnerungs-Diamanten an. Aus der Kremationsasche bzw. den Haaren einer geliebten Person lässt das Bündner Unternehmen Diamanten in den Farben Weiss, Blau oder Gelb wachsen. So auch die Semper Fides Diamonds Schweiz im aargauischen Meisterschwanden, welche sich auf die Produktion von Erinnerungs-Diamanten aus der Kremationsasche bzw. den Haaren von geliebten tierischen 
Begleitern spezialisiert hat. 

Das Kimberley-Prozess-Zertifikations-system (KPCS) ist eine internationale Initiative zur Bekämpfung des Handels mit Blutdiamanten – also Diamanten, die zur Finanzierung bewaffneter Konflikte genutzt werden. Es wurde 2003 eingeführt und verpflichtet teilnehmende Länder, den legalen Ursprung von Rohdiamanten durch Zertifikate nachzuweisen. Ziel ist, den Handel mit illegalen Diamanten zu unterbinden und die Transparenz der Lieferketten zu erhöhen. Trotz Erfolgen gibt es Kritik, da Schlupflöcher und mangelnde Kontrolle weiterhin Probleme darstellen.

Zukunftsperspektiven des Diamantenmarkts

Die Diamantindustrie steht vor einem Wandel. Während natürliche Diamanten weiterhin einen hohen Status geniessen, drängen kultivierte Diamanten zunehmend auf den Markt. Zudem gewinnt die Transparenz in der Lieferkette immer mehr an Bedeutung, da Verbraucher verstärkt auf ethische Herkunft achten. Blockchain-Technologien, digitale Systeme, die es ermöglichen, Informationen transparent, sicher und dezentral zu speichern und zu übertragen – ohne dass zentrale Instanzen wie Banken oder Behörden notwendig sind, könnten künftig den Handel sicherer und nachvollziehbarer machen.

Diamanten bleiben ein Symbol für Luxus und Beständigkeit, doch ihre Bedeutung wandelt sich. Nachhaltigkeit und ethische Verantwortung werden zunehmend wichtiger und innovative Technologien ermöglichen es, diesen faszinierenden Edelstein auf neue Weise zu erleben. Der Glanz der Diamanten wird uns auch in Zukunft begleiten – in Form von Schmuck, Hochtechnologie und nachhaltigen Alternativen.

Foto: Wikipedia

Evalyn Walsh McLean war eine US-amerikanische Prominente, die den 45-Karat-Hope-Diamanten als letzte private Besitzerin hielt. 

Der Edelstein ging an einen Treuhandfonds für ihre Enkelkinder über und wurde 1949 an den Juwelier Harry Winston verkauft, der ihn 1958 der Smithsonian Institution in Washington, D.C. schenkte. Im National Museum of Natural History kann der Diamant bewundert werden.

Der heutige Schätzpreis liegt bei rund 250 Millionen US-Dollar. 

Wichtige Links

Erinnerungsdiamanten und Diamantbestattung
www.algordanza.com

Erinnerungsdiamanten aus der Asche oder den Haaren des geliebten tierischen Begleiters
www.semperfides.ch

Schmuck mit kultivierten Diamanten
www.brittadietsche.com

Handgefertigter Schmuck vom Goldschmied
www.atelier-tessa.ch

Schmuck vom Juwelier
www.shop.meister.ch