Zukunftsvisionen für eine bessere Welt entstehen meist während einer Krise. Das ist heute nicht anders als früher. Anfang des 16. Jahrhunderts verfasste beispielsweise der englische Staatsmann Thomas Morus die Zukunftsvision einer idealen Gesellschaft, die weder Todesstrafe noch grosse soziale Ungleichheiten kennt. Sein Buch «Utopia» ist in einer Zeit voller Konflikte, Seuchen und gesellschaftlicher Spannungen entstanden und beeinflusste die europäische Gesellschaft während mehreren Jahrhunderten. Es gibt zahlreiche weitere historische Beispiele für in Krisen entstandene Utopien und Zukunftsvisionen.
Die Corona-Pandemie ist die tiefste Zäsur seit dem Zweiten Weltkrieg. Kein Wunder, spriessen auch heute Deutungen und Zukunftsentwürfe aller Art. Die Ausstellung «Virus – Krise –Utopie» spinnt einige Zukunftsfäden: Kommt es zu einer Rückbesinnung auf die regionalen Stärken? Verschiebt sich die Grenze zwischen Mensch und Umwelt zugunsten der Natur? Wird die Impfstoff-Forschung die Pandemie in Kürze beenden?
Ein Blick zurück zeigt, wie breit das Spektrum des utopischen Denkens stets war: Während sich gewisse Utopien als seherische Würfe mit hohem Realitätsgehalt entpuppten, waren andere reine Hirngespinste. Das ist auch bei den heutigen Post-Corona-Utopien so. Die Spannweite reicht von Gehaltvoll-Genialem bis zu total Verdrehtem. Nur, was ist was?
(Photos: Gerhard Maurer, gta Archiv / ETH Zürich, Schweizerisches Nationalmuseum)