Es ist keine Reise nach Afrika notwendig, um einem majestätischen Löwen zu begegnen - eine Fahrt ins Zürcher Oberland genügt. Dort, im Nähmaschinen-Museum in Dürnten, ist ein äusserst seltener Löwe zu bewundern, der zudem ein beachtliches Alter von über 150 Jahren vorweist.

Diese Maschine ist wohl eine der aussergewöhnlichsten und rarsten «Skulpturen-Nähmaschinen», von denen bereits ähnliche Modelle im Museum zu sehen sind.

Das neue Ausstellungsstück zeigt, dass auch die wohlhabenden Bevölkerungsschichten der Nähmaschine in Form eines Kunstwerkes huldigten und die Nähmaschinen in dieser Luxusausführung als Symbol für Technik und Fortschritt auch in den reichen Häusern vertreten waren.

Das Design verwendet einen damals aktuellen Querschiff-Steppstich-Mechanismus - aussergewöhnlich ist aber, dass der obere Teil der Maschine unter einem bronzierten, gusseisernen Löwen verborgen ist. Ein Paar passender Beine konnte über die Nadelstange und den Stoffdrücker angebracht werden, wenn die Maschine nicht in Gebrauch war.

Das Gestell war ebenso reich verziert mit Darstellungen eines Löwen und Adlers sowie dem Motto «Strength and Speed» (Stärke und Schnelligkeit).

Dank der Sammlerfreunde Paula und Ray aus England und dem guten Ruf des Museums, der über die Grenzen der Schweiz reicht, konnte das Nähmaschinen-Museum diese Maschine erwerben.

Die «Bestie», wie sie von der Gründerin des Internationalen Sammlerclubs liebevoll genannt wird, ist ab sofort im Nähmaschinen-Museum zu bewundern.

Meilenstein der Industriegeschichte.

Die mechanische Nähmaschine ist ein oft unterschätztes Werkzeug: war sie doch das erste, weltweit vermarktete, mechanische Massenprodukt in der Industriegeschichte – der Boom der Nähmaschine kreierte und prägte Produkte, Produktionsmethoden und ganze Industriebereiche, die zum Teil bis heute Bestand haben.

Und ein Statussymbol.

Sie war aber auch ein Symbol für Innovation, Fortschritt und ein Statussymbol, mit dem sich auch Haushalte schmückten, wo das eigentliche Nähen nicht im Vordergrund stand. Reiche Schichten bewiesen mit den Kauf einer repräsentativen Nähmaschine, dass man modern und aufgeschlossen gegenüber technischen Neuerungen war - und es sich leisten konnte. Dass diese Maschinen, dann aber aus dem Luxussegment kamen und oft eher Kunstobjekten ähnelten, liegt nahe. Zu vergleichen mit der Haltung, dass man sich zeitweise einen Nobelkarosse als Auto leistete oder die neuste Küchentechnologie einbauen lässt (und nie zu Hause kocht).

www.naehmaschinen-museum.ch

(Photos zvg naehmaschinen-museum.ch)