«Wir sind mit grosser Entdeckungsneugierde losgezogen und haben nicht nur das gefunden, was wir zu finden erwarteten», erzählt Barbara Harvey vielversprechend. Seit Frühling 2018 hat sie immer wieder zusammen mit den fünf anderen Künstlerinnen des Künstlerinnenkollektivs ap7 – Janine Korolnyk, Sonja Schmid, Corina Staubli, Irene Christen-Dürig und Sandra Canonica – Streifzüge durch Küsnacht unternommen. Dabei wagten sie einen ungewohnten Blick auf wenig Beachtetes, Skurriles, Vergessenes, Poetisches und manchmal auch Befremdliches. Voller Eindrücke und Ideen kehrten die Künstlerinnen jeweils aus Küsnacht in ihre Ateliers zurück, wo sie die vor Ort erstellten Skizzen und Fotografien interpretierten, kombinierten, umgestalteten oder verfremdeten. Entstanden sind aussergewöhnliche Einzelwerke sowie eine gemeinsame Installation.

«earth 8700 1» von Corina Staubli, bearbeitete Fotografie.

Making-of und Goldboot

Welche Orte und Details in Küsnacht den Kunstschaffenden aufgefallen sind und wozu diese sie inspiriert haben, wird den Galeriebesuchern im Lesezimmer als Making-of mit Fotos, Skizzen und Notizen vor Augen geführt. Im Ausstellungsraum im Obergeschoss präsentieren die Künstlerinnen ihre individuellen Küsnachter Sichten. Dies je nach bevorzugter Arbeitsweise der jeweiligen Künstlerin in Form von fotografischen Arbeiten, Collagen, Zeichnungen oder mit Hilfe von modernen Drucktechniken. Wer genau hinsieht, entdeckt vielleicht die Signaletik für das Ortsmuseum in einem besonderen Stillleben oder die stets anders eingekleidete Figur des Freizeitzentrums Heslibach oder eine imaginäre Küsnachter Vollversammlung. «Auf meinem Rundgang durch die Gemeinde an einem gewöhnlichen Wochentag habe ich festgestellt, dass kaum jemand im Dorf anzutreffen ist. Und dies in einer Gemeinde mit 14'000 Einwohnern. Daher brachte ich eine Art Vollversammlung auf Papier», schmunzelt Janine Korolnyk.

Ausschnitt aus «Vollversammlung», einer 120 x 150 cm grossen Tuschzeichnung von Janine Korolnyk.

Das gemeinsame Projekt der sechs Künstlerinnen – eine Installation – findet sich im Erdgeschoss der Galerie, das in vielerlei Hinsicht Bezug auf Küsnacht nimmt: Das dort schwebende, goldene Boot nimmt die Besucher mit in die Farbenwelt und Geräuschkulisse der Küsnachter Goldküste. «In der gemeinsamen Installation verdichtet sich unsere Idee, Facetten eines Ortes zu einem neuen Ganzen zu gestalten», sagt Barbara Harvey.

«Die Schwebende» von Barbara Harvey, Collage.

Künstlerinnenkollektiv ap7

Das Erschaffen von gemeinsamen Installationen ist denn auch das künstlerische Konzept des Kollektivs ap7 (artprojektseven): Die ursprünglich sieben Mitglieder haben sich in der Kunstsektion des internationalen Lyceum Clubs Zürich kennen und schätzen gelernt. Mit dem Ziel, gemeinsam Kunst zu schaffen, haben sie 2015 das Kollektiv gegründet und gemeinsam Installationen in der Badi Utoquai im 2017 sowie an der «Kunst: Szene Zürich 2018» auf die Beine gestellt. Ihre jüngste Idee, ein Dorf oder eine Gemeinde als Inspiration für ein Kunstprojekt zu verstehen, findet nun in Küsnacht ihren Start. Dies wohl weil alle Künstlerinnen von ap7 eine Beziehung zur Gemeinde Küsnacht oder zum Höchhuus haben: Sie sind entweder in Küsnacht oder einer anderen Seegemeinde aufgewachsen oder haben im Höchhuus in Einzel- und Gruppenausstellungen des Küsnachter Kunstvereins Artischock ausgestellt. Von Küsnacht wird ap7 dann mit ihrem Boot weiterziehen und dieses an anderen Orten in neuem Kontext inszenieren.