Die Nachfrage nach Eiern hat einen neuen Höchststand erreicht. Doch mehr Legehennen bedeuten auch mehr männliche Küken, die bisher als «unnütz» getötet wurden. Nun stellt die Eierbranche um.
Text: Zürcher Tierschutz | Fotos: Pixabay
Die speziell fürs Eierlegen gezüchteten Hühner setzen fast kein Fleisch an. Daher gelten die männlichen Küken als «nutzlos», denn sie legen keine Eier und eignen sich nicht zum Mästen. Weltweit werden sie gleich nach dem Schlupf getötet – im Normalfall ohne Betäubung durch scharfe Messer zerhackt. Dieses «Schreddern» männlicher Küken ist in der Schweiz seit dem 1. Januar 2020 offiziell verboten. Stattdessen werden die jährlich rund drei Millionen männlichen Küken mit CO2 vergast. Diese Tötungsmethode ist jedoch aus Tierschutzsicht höchst fragwürdig, weil sie den Küken Stress und Schmerzen zufügt: Sie ersticken qualvoll.
Damit soll nun Schluss sein: Die Schweizer Eierbranche hat auf freiwilliger Basis entschieden, ab 2026 auf dieses systematische, massenhafte Töten männlicher Küken gleich nach dem Schlupf zu verzichten. Die Branche reagiert damit auf den gesellschaftlichen Druck, der durch die Tierschutz-Problematik ausgelöst wurde, ethische Überlegungen und politische Vorstösse. In den letzten Monaten wurden nun schrittweise neue Technologien und Alternativen zur Kükentötung eingeführt.
Die konventionelle Eierbranche konzentriert sich auf die frühzeitige Geschlechtsbestimmung im Ei. Die männlichen Embryonen werden mit modernster Technik ausgeschieden und noch im Ei zu Tierfutter verarbeitet.
Nach dem derzeitigen Stand der Wissenschaft können Küken-Embryonen ab dem 13. Tag ihrer Entwicklung Schmerzen empfinden. Die Tötung männlicher Embryonen ist daher gesetzlich bis zum zwölften Tag der Brutzeit zulässig. Die weiblichen Embryonen werden wie bisher ausgebrütet und die Küken dann zu Legehennen aufgezogen.
Die Bio-Branche lehnt die Geschlechtsbestimmung im Ei ab und konzentriert sich auf den Einsatz von Zweinutzungsrassen oder die Aufzucht von Bruderhähnen. Das sind die männlichen Küken aus der Legehennenproduktion, die ausgebrütet und aufgezogen werden, um schliesslich verzehrt zu werden. Zweinutzungsrassen sind Rassen, die sich für beides eignen – also die Weibchen liefern recht viele Eier und die Männchen eine akzeptable Menge an Fleisch. Allerdings ist der Ertrag sowohl bei Eiern als auch bei Fleisch geringer als bei jenen Hochleistungshühnern, die speziell nur für die Eier- respektive Fleischproduktion (konventionelles Pouletfleisch) gezüchtet werden.
Die Geschlechtsbestimmung im Ei ist ein moderner Ansatz, wobei die Methodik und die Automatisierung laufend weiterentwickelt werden. Die Brütereien müssen aufrüsten und bauliche Massnahmen treffen, um die nötige Infrastruktur unterzubringen. Für die Bio-Branche ist die Herausforderung noch grösser: Bruderhähne wachsen deutlich langsamer als hochgezüchtete Masthühner, fressen viel mehr Futter und setzen dennoch weniger Fleisch an. Selbst spezielle Zweinutzungsrassen sind kaum rentabel, weil die Weibchen weniger Eier legen als Hochleistungshennen und die Männchen weniger Fleisch liefern als intensive Masthühner. All diese Faktoren führen zu einem erheblichen Anstieg der Produktionskosten, was sich letztlich auf den Eierpreis auswirkt.
Der Ausstieg aus dem Kükentöten ist ein bedeutender Schritt hin zu ethischeren Produktionsmethoden. Doch eine nachhaltige Veränderung kann nur stattfinden, wenn die Verbraucher*innen die entsprechenden Initiativen unterstützen. In diesem speziellen Fall bedeutet dies, Fleisch von Bruderhähnen und Zweinutzungshühnern zu kaufen und beim Kauf von Eiern ein paar Rappen mehr auszugeben.
Zürcher Tierschutz
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